s klingt wie eine Mischung aus Science Fiction und einem Aprilscherz und doch ist es ein authentisches, wenngleich skurriles Stück Geschichte: Die Rede ist von einem Experiment der CIA, bei dem Katzen zu „Agenten“ für Lauschangriffe ausgebildet werden sollten. Dieses äußerst ungewöhnliche Projekt lief in den 1960er Jahren unter dem Codenamen "Acoustic Kitty" und zielte darauf ab, Katzen für Spionagezwecke zu nutzen. Hauskatzen sollten als unauffällige "Spionageressourcen" eingesetzt werden, um Gespräche aufzuzeichnen und so Informationen über potenzielle Feinde sammeln zu können. Als eines der faszinierendsten und absurdesten Unterfangen, die vom CIA je unternommen wurden, zeigt es in seiner wahnwitzigen Kreativität jene verzweifelte Verbissenheit, mit der Geheimdienste während des Kalten Krieges operierten.
Hintergründe des Projekts
Als eine Zeit intensiven technologischen Wettlaufs, war der Kalte Krieg eine Phase, in der die Geheimdienste von Ost und West, beständig nach neuen Methoden zur Informationsgewinnung forschten. Die CIA stand unter immensem Druck, innovative Spionagetechniken zu entwickeln, die nicht durch herkömmliche Abhörmechanismen entdeckt werden konnten. Tiere schienen eine kreative, potentiell perfekte Lösung zu bieten, da sie sich unauffällig in der Nähe von Menschen bewegen können und so kaum Verdacht erregen. Die CIA befand Katzen als besonders geeignet, weil sie natürlicherweise in städtischen Umgebungen zu Hause sind – dort also nicht auffallen – und Menschen nahekommen können, ohne deren Misstrauen zu erwecken.
Theoretische Durchführung
Das „Acoustic-Kitty“-Projekt beinhaltete aber eine aufwändige medizinische und technische Vorbereitung: Die CIA beauftragte Tierärzte und Ingenieure, Mikrofone, Sender und Batterien in die Körper der Katzen zu implantieren. Mithilfe dieser Geräte sollten Gespräche in der Nähe der Katzen aufgenommen und die Audiodaten an Überwachungsstationen weitergeleitet werden. Dabei wurden jeder Katze jeweils ein Mikrofon in ein Ohr und ein Sender in den Kopf eingesetzt. Tatsächlich sollte die Schwanzspitze als eine Art Antenne dienen. Dadurch wurde eine ganze Reihe zusätzlicher, komplexer Komponenten erforderlich, was besonders aus heutiger Sicht den stark experimentellen Charakter des Vorhabens verdeutlicht.
Herausforderungen und tragisches Scheitern
Erkenntnisse, die jedem Katzenbesitzer völlig von selbst kommen, mussten sich die Experten des CIA offenbar erst mühselig erarbeiten: Denn der Versuch, Katzen in funktionale Spione zu verwandeln, brachte wenig überraschend zahlreiche Schwierigkeiten mit sich. Aufgrund ihres unabhängigen Charakters sind Katzen nur sehr schwer trainierbar und die CIA stellte bald fest, dass sie nicht einfach wie Hunde konditioniert werden können. In den Feldversuchen erwies sich das Verhalten der Katzen als kaum kontrollierbar – sie ließen sich allzu oft von anderen Dingen ablenken und konnten den Fokus auf das Ziel nicht halten.
Bereits der erste offizielle Einsatz von „Acoustic Kitty“ zeigte auf tragische Weise, dass das Projekt zum Scheitern verurteilt war. Eine Katze, die für die Premiere dieser absonderlichen Spionagemission vorbereitet worden war, sollte Gespräche in der Nähe der sowjetischen Botschaft in Washington D.C. aufzeichnen. Doch bereits kurz nach Beginn des Einsatzes wurde sie von einem Auto überfahren, noch bevor sie überhaupt ihre Zielposition erreichen konnte. Dieser traurige Vorfall zeigte sehr schnell die praktischen Herausforderungen des Projekts auf und entlarvte die vielen, eigentlich banalen Schwächen seines Konzepts.
Ende des Projekts und ethische Implikationen
Nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen und hohen finanziellen Aufwendungen – Schätzungen zufolge flossen etwa 20 Millionen Dollar in das Projekt – beschloss die CIA schließlich, die Operation „Acoustic Kitty“ einzustellen. Die technologischen und praktischen Schwierigkeiten waren unverhältnismäßig groß, und auch den ambitioniertesten Enthusiasten wurde letztlich klar, dass das Projekt in der Realität de facto nicht funktionierte. Wie viele Katzen in die Experimente involviert waren beziehungsweise tatsächlich bei den Tests starben ist jedoch bis heute unklar, da die diesbezüglichen Informationen weitgehend als geheim eingestuft und nicht an die Öffentlichkeit gebracht werden durften.
Neben den kosten- und aufwandbezogenen Bedenken wirft das Projekt auch ethische Fragen auf: Die umstrittene Verwendung von Tieren für militärische Zwecke wurde hier auf grausame Weise umgesetzt, indem an Katzen fragwürdige medizintechnische Eingriffe vorgenommen wurden um sie für den Einsatz in gefährlichen, eventuell lebensbedrohlichen Missionen zu manipulieren. Die moralische Rechtfertigung eines solchen Projekts, bei dem das Leid von Tieren in Kauf genommen wird, um Menschen zu überwachen, erscheint jedenfalls äußerst zweifelhaft.
„Acoustic Kitty“ retrospektiv
Heute wird das Projekt „Acoustic Kitty“ vor allem als kurioses Beispiel für auf bizarre Weise gescheiterte Spionage-Experimente während des Kalten Krieges angeführt. Die Idee, Tiere für militärische und geheimdienstliche Zwecke zu nutzen, zeigt jedoch auch, wie weit die Geheimdienste bereit waren zu gehen, um sich einen strategischen Vorteil zu verschaffen. „Acoustic Kitty“ hat sich zweifellos einen besonderen Platz unter den groteskesten Anekdoten der Spionagegeschichte verdient und kann als abschreckendes Beispiel für jene außergewöhnlichen Maßnahmen dienen, die im militärpolitischen Kampf um Information und Kontrolle eingesetzt wurden.
Retrospektiv verdeutlicht „Acoustic Kitty“ vor allem eines, nämlich wie innovative, aber letztlich nicht umsetzbare Ideen in Zeiten geopolitischer Spannungen entstehen können. Es wirft ein Licht auf den irrationalen Einfallsreichtum – und die Verzweiflung – der Geheimdienste, die unter politischem Druck bis an die Grenzen des technisch und moralisch Vertretbaren gingen. Als Treppenwitz der Geschichte mag der Misserfolg dieses Projekts als Mahnmal dafür dienen, dass nicht jede Innovation von Erfolg gekrönt ist und dass einige Ideen besser in der Theorie als in der Praxis funktionieren beziehungsweise von vornherein lieber in den „genialen“ Köpfen jener Wissenschaftler verbleiben sollten, denen jeglicher echte Bezug zu ihren „Forschungsobjekten“ fehlt.