chon seit vielen Jahren lässt sich in den wirtschaftsstarken Metropolen der Welt ein einzigartiger Trend beobachten: Das Auftauchen von Cat-Cafés, die besonders in den Stadtzentren das urbane Milieu beleben. Das originelle Geschäftsmodell, Kaffeeliebhabern die Möglichkeit zu bieten, ihren Latte Macchiato oder Cappuccino in Gesellschaft von Katzen zu genießen, stieß auf überraschend viel Zuspruch. Tatsächlich sind Kaffee und Kuchen eher nebensächlich, die Hauptattraktion ist selbstverständlich die Begegnung mit den Samtpfoten in entspannter Caféhaus- oder Lounge-Atmosphäre - das Zielpublikum sind somit auch eher Katzenfans als Freunde des Espressos. Die wachsende Beliebtheit der Katzencafés führte mit der Zeit dazu, dass sie sich zu einem beständigen Nischenphänomen in der Gastronomie-Szene etablieren konnten. Was als kleine, anfangs belächelte Idee in Asien begann, wurde zu einer weltweit bekannten Kuriosität, die neben Katzenliebhabern auch neugierige Besucher anzieht.
Wie alles begann
Das erste Katzencafé öffnete bereits vor mehr als eineinhalb Jahrzehnten, 1998, in Taipeh, Taiwan, seine Pforten. Der auch als „Cat Flower Garden“ bekannte Pionier unter den Katzencafés erregte schnell die Aufmerksamkeit von Touristen und Einheimischen, denn die angenehm entspannende Atmosphäre des Cafés bot die ideale Voraussetzung zur ungezwungenen Interaktion mit den dort anzutreffenden Katzen. Der eigentliche Durchbruch für das Konzept der Katzencafés kam jedoch erst einige Jahre später in Japan.
Da in Japan viele Menschen in sehr kleinen Wohnungen leben, in denen das Halten von Haustieren nur schwer möglich oder nicht erlaubt ist, wurden dort die Katzencafés mit Begeisterung aufgenommen, umso mehr, als Japan seit jeher ein Land der Katzenliebhaber ist. „Neko no mise“, der 2004 in Tokio eröffnete „Laden der Katzen“, war ein derartig großer Erfolg, dass sich der Trend rasend schnell im gesamten Land verbreitete, und so gab es bald in beinahe jeder größeren Stadt Japans mindestens ein Katzencafé.
Mehr als Kaffee und Kuchen
Das Grundkonzept eines Katzencafés ist so simpel wie genial: Neben dem Genuss von Getränken und Snacks können die Gäste in der Gesellschaft von Katzen eine besondere Form der Entspannung erleben. Die Tiere dürfen sich nach Lust und Laune frei im Café bewegen, während die Besucher die Samtpfoten streicheln und mit ihnen spielen können, oder einfach nur deren bezaubernde Anwesenheit genießen.
Eine ruhige, geräuscharme Kulisse wird in Katzencafés bewusst geschaffen, um eine stressfreie und behutsame Begegnung zwischen Mensch und Tier zu ermöglichen. Manchmal werden spezielle Spielbereiche für die Katzen bereitgestellt, immer finden sich in den Katzencafés aber Rückzugsorte, in denen die Miezen bei Bedarf ihre Ruhe haben können, denn wie jeder Katzenliebhaber weiß, brauchen Katzen auch tagsüber viel Schlaf. Gemütliche Sitzgelegenheiten für die Besucher laden die Katzen zum längeren Verweilen bei den Gästen ein und mit etwas Glück hat man den einen oder anderen Ladentiger auf dem Schoß. Doch letztlich entscheiden immer die Katzen, ob es zu einer Annäherung kommt, oder nicht. Wie die Besitzerin des Katzencafés „Neko“ in Wien sagt: „Es geschieht nur, was die Katze will“. Wer das nicht akzeptiert, muss damit rechnen, gekratzt, angefaucht oder gar gebissen zu werden. Um dem vorzubeugen, tragen die Katzen des bekannten „Cat Flower Garden“ eigene Halsbänder mit Hinweisen bzw. Warnungen wie: „Bitte nicht aufheben, sonst beiße ich“.
Kritik
Bei aller Beliebtheit der Katzencafés gab es immer wieder auch Kritik bezüglich der artgerechten Haltung, mangelnder Hygiene oder dem Verdacht, dass die Katzen lediglich als Publikums-Magneten benutzt werden, ohne dass eigentlich auf ihre Bedürfnisse Rücksicht genommen wird. Tatsächlich kann der ständige Kontakt mit fremden Personen Katzen stressen, auch offene Räume, in denen Unruhe herrscht und wenig Rückzugsmöglichkeiten gegeben sind, werden einer verantwortungsvollen Katzenhaltung nicht gerecht. Mangelhafte Hygienestandards – sowohl in Bezug auf die Katzenhaltung als auch in Bezug auf die den Gästen angebotenen Getränke und Speisen – waren oft der Grund für die Schließungen von Katzencafés. Auch Tierschutzorganisationen meldeten sich immer wieder bezüglich des Tierwohls kritisch zu Wort und forderten strengere und häufigere Kontrollen.
Um ein Katzencafé verantwortungsvoll, artgerecht und nach hohen Standards zu führen, ist schon im Vorfeld eine sorgfältige Planung erforderlich und im täglichen Betrieb ein hoher logistischer und pflegerischer Aufwand vonnöten. Dennoch gibt es genügend Katzencafés, in denen dies optimal funktioniert und sowohl für das Wohl der Samtpfoten als auch für das ihrer Besucher gut und umsichtig gesorgt wird. Es wäre schade, wenn diese beliebten Treffpunkte für Katzenfreunde von der Bildfläche verschwinden würden, erfüllen sie doch die kalte Großstadtwelt mit Wärme und bereichern die Leben von Katzen und Menschen.