Andy Warhols Katzenbilder: Kunst, Popkultur und persönliche Leidenschaft

it seiner ikonografischen Pop-Art erlangte Andy Warhol (*1928 in Pennsylvania, USA) Weltruhm - insbesondere seine Porträts von Marilyn Monroe, seine repetitiven Siebdrucke von banalen Suppendosen oder seine Serien bunter Dollarzeichen sind auch heute noch einem breiten Publikum vertraut. Eine weniger bekannte, aber umso faszinierendere Seite seines künstlerischen Schaffens sind seine Katzenbilder. Diese Werke, die in den 1950er Jahren entstanden, zeugen von Warhols persönlicher Liebe zu Katzen, seiner frühen Auseinandersetzung mit Illustration und Design sowie seinem von Anfang an vorhandenen besonderen Gefühl für Farben und stilistische Reduktion. Heute sind Warhols Katzenbilder nicht nur für Kunstliebhaber von Bedeutung, sie hinterließen auch einen nachhaltigen Einfluss auf die Popkultur und auf die Darstellung von Katzen in der modernen Kunst.
Stil hat alles Unfertige und Zufällige.
Andy Warhol
Hintergründe: Andy Warhols Beziehung zu Katzen und die Entstehung der Bilder
In den 1950er Jahren, bevor Warhol als führender Kopf der Pop-Art-Bewegung bekannt wurde, arbeitete er als kommerzieller Illustrator in New York. Neben seiner Auftragsarbeit widmete er sich privaten Kunstprojekten, wozu auch eine Serie von Katzenillustrationen zählte. Ein wesentlicher Einfluss hierbei war sein enger Bezug zu seiner Mutter, Julia Warhola, mit der er in dieser Zeit zusammenlebte. Beide liebten Katzen und hielten in den Jahren ihrer Wohngemeinschaft insgesamt 25 Siamkatzen, die fast alle den Namen „Sam“ trugen. Ob die Namensgebung an „Siam“ angelehnt war ist unklar, jedenfalls verweist die inflationäre Verwendung des Namens „Sam“ bereits auf Warhols spätere Obsession mit Vervielfältigungen und Wiederholungen, ein Thema, das später zur Signatur seiner weltbekannten Werke werden sollte.
Seine pelzigen Lieblinge inspirierten ihn zu dem Buch 25 Cats Name Sam and One Blue Pussy (1954), eine Sammlung von farbenfrohen Lithografien, begleitet von kalligrafischen Schriftzügen seiner Mutter. Kurioserweise enthält der Titel des Buchs einen Grammatikfehler („Name“ statt „Named“), den Warhol bewusst beibehielt – eine frühe Andeutung seines spielerisch-rebellischen Umgangs mit Sprache und Drucktechniken.

"A cat named Sam" von Andy Warhol (1954)

"Butterfly" von Andy Warhol

Unbekanntes Werk von Andy Warhol

"Cherub and Horse" von Andy Warhol (1956)
Stil und Farbgestaltung: Warhols experimentelle Frühphase
Die Katzenbilder aus 25 Cats Name Sam unterscheiden sich stark von Warhols späteren Siebdruckarbeiten. Sie wurden mit Wasserfarben und Lithografie-Techniken erstellt und zeigen Katzen in expressiven, humorvollen Posen, oft mit großen Augen, ihre Umrisse in elegant geschwungenen Linien auf das Papier gebracht. Charakteristisch ist die Verwendung von kräftigen, kontrastreichen Farben wie leuchtendem Blau, Orange oder Pink, die den Katzen ein fast surrealistisches oder expressionistisches Aussehen verleihen.
Zusätzlich gewinnen die – grundsätzlich realistisch gemalten- Katzen dadurch an Abstraktion, dass Warhol die Farbaufträge flächig ausführt und die Bilder auf wesentliche Merkmale der Tiere reduziert. Retrospektiv betrachtet markieren die „Sam“-Katzen eine Übergangsphase in Warhols künstlerischer Entwicklung: Während sie zwar noch an seine illustrative Vergangenheit erinnern, zeigen sie bereits jene Tendenz zur stilisierten Reproduktion und zu Farbexperimenten, die später seine berühmten Pop-Art-Werke prägen sollten.
Einfluss auf die Popkultur und Katzenkunst
Auch wenn Warhols Katzenbilder nicht so bekannt sind wie seine ikonischen Werke der 1960er Jahre hatten sie ihren ganz eigenen, nachhaltigen Einfluss auf die Popkultur und die Darstellung von Katzen in der Kunst.
Die bunten, stilisierten Miezen Warhols wurden zu einem ästhetischen Vorbild für viele Künstler, die sich mit Tiermotiven auseinandersetzen. Warhols experimenteller Umgang mit Tierporträts und seine Farbästhetik finden sich bis heute in modernen Pop-Art-Interpretationen von Katzenbildern wieder, etwa in Poster-Designs, Street-Art oder auch in Modegrafiken. Man denke an Gegenwarts-Künstler wie Dean Russo und andere moderne Illustratoren von Katzenporträts, die ganz ähnliche Farbschemata nutzen wie Warhol und vielfach auch seine vereinfachten Formen übernehmen.
In gewisser Weise waren Warhols Katzen auch Vorläufer heutiger zu Pop-Ikonen stilisierter Katzen wie sie mittlerweile längst zum festen Bestandteil der Internetkultur geworden sind und als Memes, Träger für Werbekampagnen oder als Verkörperungen eines bestimmten Lebensstils in diversen sozialen Medien präsent sind; Internet-Katzen, die die sprichwörtlich gewordenen 15 Minuten Ruhm, die Warhol damals jedem Wesen der Zukunft prophezeite, eindrucksvoll bestätigen.
Warhols Katzenbilder heute: Bedeutung für Kunst- und Katzenliebhaber
Heute werden Warhols Katzenbilder nicht nur als Teil seiner künstlerischen Entwicklung rezipiert – sie haben auch Kultstatus unter Katzenliebhabern. Vor allem als Motiv für Kunstdrucke, Postkarten und Merchandise-Artikel erfreuen sie sich großer Beliebtheit. Museen und Ausstellungen, die Warhol gewidmet sind, greifen die „Sam“-Bilder immer wieder auf, um die vielseitige, eher unbekannte Seite seines Schaffens zu zeigen.
Als Beispiele einer Symbiose zwischen persönlicher Leidenschaft und künstlerischem Ausdruck haben Warhols Katzenbilder in der heutigen Kunstszene einen besonderen Stellenwert. Sie zeigen, dass selbst ein avantgardistischer Künstler wie Warhol eine ganz private, fast nostalgische Seite hatte – eine Seite, die sich in den sanften, doch ausdrucksstarken Darstellungen seiner geliebten „Sam“-Katzen manifestierte.