Purrsuit of Culture, Art, Lifestyle and Fashion for Catlovers!

Carl Kahler und die Katzen – Ein Maler im Zeichen der Mieze

Eine große Gruppe flauschiger Katzen, überwiegend weiß, aber auch einige schwarze und getigerte, versammelt sich auf kunstvoll verzierten Möbeln, die mit rosa und blauem Stoff geschmückt sind. Die Szene ist üppig und voller unterschiedlicher langhaariger Katzen.
D

ie Kunstgeschichte ist voller faszinierender Anekdoten, doch wenige sind so charmant wie jene rund um den österreichischen Maler Carl Kahler und sein wohl berühmtestes Gemälde: My Wife’s Lovers. Der frivole Bildtitel, der zunächst für so manche Irritation sorgen mag, bezieht sich tatsächlich auf einen denkbar unschuldigen Sachverhalt: Denn bei dem bekannten Kunstwerk handelt es sich um eines der extravagantesten Katzenporträts aller Zeiten, um ein opulentes Monument, das der Liebe zu Katzen gewidmet ist.

In Amerika entdeckte Kahler seine wahre Berufung: Die Katzenmalerei

Ein Österreicher in Amerika

Carl Kahler, geboren 1855 in Linz, war ursprünglich ein akademisch geschulter Historien- und Genremaler. Erst als er nach Amerika zog, entdeckte er seine wahre Berufung: Die Katzenmalerei. Dass sich seine Karriere in diese Richtung entwickelte, verdankte er der zufälligen Begegnung mit der millionenschweren Kunstmäzenin Kate Birdsall Johnson, einer Dame mit einer ebenso großen Leidenschaft für Katzen wie für pompöses Interieur.

Mrs. Johnson besaß über 350 (!) Katzen, die in ihrem kalifornischen Anwesen ein regelrechtes Luxusleben führten. Ihre extravagante Katzenliebe inspirierte sie dazu, Kahler mit eben jenem berühmt gewordenen kolossalen Gemälde zu beauftragen, das einige ihrer liebsten Stubentiger für die Ewigkeit festhalten sollte. So entstand My Wife’s Lovers – ein Werk, das auf fast zwei mal drei Metern mehr als 40 Katzen in beeindruckender Detailgenauigkeit abbildet.

Ein Gemälde von zwei flauschigen weißen Katzen mit blauen Augen. Eine Katze sitzt aufrecht auf einem roten Tuch und hat einen aufmerksamen Blick. Die andere Katze liegt und wirkt entspannt. Ein dunkler, verzierter Vorhang bildet den Hintergrund.
(c) Wikipedia / Carl Kahler - Parlor cats 1906

Im Zentrum des Bildes sticht ein prachtvoller weißer Kater hervor – sein herausfordernder Blick zieht den Betrachter in seinen Bann.

Eine künstlerische Mammutaufgabe

Doch wie malt man eine solche Menge an Katzen, ohne dass das Bild ins Chaotische kippt? Kahler, der bis dahin keinerlei Erfahrung mit Tiermalerei hatte, widmete sich monatelang der Studie der Katzen. Es wird erzählt, dass er Wochen damit verbrachte, sie zu beobachten, ihre Eigenheiten zu erfassen und sich mit ihrem Wesen vertraut zu machen. Manche Quellen behaupten, er hätte sie sogar in seinem Atelier herumlaufen lassen, um ihre Bewegungen möglichst authentisch mit dem Pinsel einfangen zu können.

Das Resultat ist ein außergewöhnliches Werk: Ein barock anmutendes Arrangement aus plüschigen Katzenkörpern in allen möglichen Posen – einige würdevoll, andere verspielt, wieder andere majestätische Unabhängigkeit demonstrierend. Im Zentrum des Bildes sticht ein prachtvoller weißer Kater mit üppigem Fell hervor, der angeblich Mrs. Johnsons absoluter Liebling war. Selbstbewusst, mit einem beinahe herausfordernden Gesichtsausdruck blickt er über seine Schulter hinweg den Betrachter des Bildes direkt an und zieht damit dessen ganze Aufmerksamkeit auf sich.

My Wife’s Lovers wurde für die Rekordsumme von 826.00 Dollar versteigert.

Ein Bild mit legendärem Nachleben

Der Titel My Wife’s Lovers soll übrigens von Mr. Johnson, dem Ehemann von Mrs. Johnson selbst stammen, der mit trockenem Humor die besondere Beziehung seiner Gattin zu ihren Samtpfoten kommentierte. Das Gemälde wurde bald zur Sensation: Schon 1893 wurde es auf der Weltausstellung in Chicago präsentiert, später in zahlreichen Sammlungen ausgestellt und schließlich für beachtliche 826.000 Dollar versteigert – eine absolute Rekordsumme für ein Katzenbild.

Weitere Katzenporträts von Kahler

Doch My Wife’s Lovers war nicht das einzige Katzenbild, das Kahler malte. Unter anderem schuf er Werke wie Cats in a Basket und Persian Cats, die ebenfalls den aristokratischen Charme langhaariger „Salonkatzen“ feierten. Seine Katzenporträts wirken oft fast menschlich und besitzen eine Tiefgründigkeit, die über bloße Tiermalerei hinausgeht – als hätte der Künstler nicht nur die Gestalt der Tiere, sondern auch ihre Persönlichkeit, ja ihre Seele erfasst. In seinem Bild „Three Black Cats“ wirkt dies gewissermaßen umgekehrt: Indem dessen drei Protagonisten mit intensiven Blicken den Bildbetrachter fixieren, fühlt sich dieser „durchschaut“ und wird zugleich selbst zum Objekt der Beobachtung. Kahler ist ein Meister solch ironischer Verwirrspiele zwischen Fiktion und Realität.

Kahler, die Katzen und die Kunstgeschichte

Auch wenn Carl Kahler in der großen Kunstgeschichte eher eine Randfigur geblieben ist, lebt sein Erbe in der Welt der Katzenliebhaber bis heute fort. My Wife’s Lovers ist mehr als nur ein monumentales Gemälde – es ist eine Hommage an die Faszination, die Katzen seit jeher auf uns Menschen ausüben. Auf spielerische, fast schelmische Art und Weise verhilft dieses augenzwinkernde, barocke Meisterwerk dem Betrachter zu der Erkenntnis, dass Kunst nicht immer ernst sein muss, um große Emotionen hervorzurufen.

Eines hat Kahler jedenfalls verstanden – und das vielleicht wie kein anderer: Die wahre Muse vieler großer Künstler war  und bleibt die Katze. Und damit befindet er sich mit vielen anderen großen Katzenmalern wie Leonardo Da Vinci, Louis Wain, Andy Warhol oder Dyck Van Dyck durchaus in bester Gesellschaft.

Instagram Feed