enn man durch die Norderstraße der norddeutschen Stadt Flensburg spaziert, kann man dort seit 2016 an Hauswänden, Toren und Mauern zahlreiche Katzenmotive bewundern, die von der anonymen Künstlerin N.M. geschaffen wurden. Diese „Galerie der Miezen“ hat sich im Laufe der Jahre zu einem festen Bestandteil des Stadtbildes entwickelt und erfreut sowohl Einheimische als auch Touristen.
Die Entstehung der Katzenkunst
N.M., eine freiberufliche Künstlerin aus Flensburg, lässt sich in ihrer Arbeit stark von Katzen inspirieren. Ihr eigener Kater dient ihr seit über 15 Jahren als Muse und Modell und prägte viele ihrer Illustrationen und Malereien. Neben ihrer Streetart fertigt die Künstlerin auch Öl-, Acryl- und Aquarellmalereien in ihrem Atelier an.
Die erste Katze der Norderstraße entstand eher zufällig. Während eines Abendspaziergangs kam N.M. spontan die Idee, eine Katze an die Wand zu malen. Mit Pinsel und wasserfester Farbe brachte sie die erste Mieze an der stadtbekannten Marientreppe an. Da sie die Katze als etwas einsam empfand, folgte bald eine zweite an der Mauer auf der gegenüberliegenden Seite. Damit war die „Galerie der Miezen“ eröffnet, die die Künstlerin seither kontinuierlich erweitert.
Der Stil: Minimalistisch, verspielt und elegant
Die Katzen-Darstellungen von N.M. sind in einem minimalistischen, aber dennoch detailreichen Stil komponiert. Durch kleine, sorgfältig gesetzte Akzente erhalten sie eine lebendige Ausdruckskraft, die das Interesse des Betrachters weckt und ihn zu näherem Hinsehen ermuntert. Besonders auffällig ist, dass viele der Katzen mit Accessoires ausgestattet sind, die ihnen eine fast menschliche Individualität verleihen.
Einige der Katzen tragen Hüte, die von eleganten Zylindern bis zu frechen Baretten reichen. Andere sind in Schals oder Federboas gehüllt, die ihnen einen charmanten oder gar extravaganten Look verleihen. Auch Augenklappen, Schleifen oder kleine Umhänge sind immer wieder zu entdecken, die die Persönlichkeit jeder einzelnen Katze unterstreichen. Diese gewissermaßen als Kostüme fungierenden Accessoires regen die Phantasie der Passanten spontan an und man stellt sich beim Betrachten der Bilder unweigerlich die Frage, welche Geschichte das jeweilige Katzenporträt wohl erzählen will.
Unaufdringliche Kunst im Stadtbild
Die Besonderheit von N.M.s Streetart liegt in ihrer subtilen Integration in das Stadtbild. Die Katzen erscheinen oft an unscheinbaren Orten, die eine Verschönerung vertragen können, sei es an Hausfassaden, Türrahmen oder Mauervorsprüngen. Gemalt werden sie meist nachts, wenn die Stadt schläft, um den Überraschungseffekt für die Anwohner und die Anonymität der Künstlerin zu bewahren.
Von gewöhnlichem Graffiti hebt sich die Kunst der Flensburger Katzenmalerin dadurch ab, dass sie nicht aufdringlich wirkt und sich auf sanfte Weise harmonisch in die Umgebung einfügt. Die Katzen von N. M. passen sich ihrem jeweiligen Umfeld auf eine Weise an, die dem Betrachter fast ein Gefühl von Vertrautheit vermittelt – als wären sie als stille Stadtbewohner immer schon dagewesen. Ihre phantasievolle, dennoch dezente Erscheinung haucht vernachlässigten Ecken der Stadt neues Leben ein, ohne deren Gesamtbild im Geringsten zu stören.
Eine edle Form der Straßenkunst
Als edle, einnehmende Form der Straßenkunst bereichern die mittlerweile auch weit über Flensburg hinaus berühmt gewordenen Katzen von N. M. das Straßenbild der Stadt an der Nordsee. Mit ihren verspielten Posen und ironischen Accessoires verleihen sie den Gassen Flensburgs eine besondere Atmosphäre und sind längst zu kleinen Maskottchen der Stadt geworden. Die stille, liebenswerte Präsenz der Katzenfiguren lässt die Passanten einen Moment lang innehalten und vielleicht sogar schmunzeln. Insofern sind sie nicht nur eine kunstvolle Bereicherung des Stadtbildes, sondern auch eine Quelle stiller Freude im allzu oft grauen Alltag der Stadtmenschen.
Website: katzenkunst-flensburg.de
