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Félicette – Die tragische Geschichte der ersten Katze im All 

Eine schwarz-weiße Katze im Raumanzug sitzt in einem alten Raumschiff-Cockpit voller Zifferblätter und Anzeigen. Auf dem Anzug steht „Félicette als Erste im Weltraum“. Die Kulisse ist retro und die Atmosphäre wissenschaftlich.
E

s war der 18. Oktober 1963, als eine namenlose Straßenkatze aus Paris zur Raumfahrtpionierin wider Willen wurde. Sie hatte nicht darum gebeten und konnte auch nicht ahnen, dass sie eines Tages mit einem der vielen menschlichen Versuche in Verbindung stehen würde, nach den Sternen zu greifen. Doch an diesem denkwürdigen Herbsttag entschloss sich die französische Raumfahrtagentur CNES dazu, die kleine schwarz-weiße Katze an Bord einer Véronique-AG1-Rakete ins All zu schießen - und schrieb damit Geschichte. Félicette, wie sie später genannt wurde, war die erste und bislang einzige Katze, die die Erde von oben sehen sollte. 

Ein Katzensprung für die Wissenschaft 

In den 1960er-Jahren tobte der Wettlauf um die Eroberung des Alls. Während die USA und die Sowjetunion bereits Menschen in den Weltraum geschickt hatten, lag der Fokus der Franzosen noch auf Experimenten mit Tieren. Affen, Mäuse und Hunde waren bereits zu unfreiwilligen Raumfahrern geworden. Die russische Hündin Laika, das wohl berühmteste tierische Opfer des Weltraumzeitalters, hatte bereits sechs Jahre zuvor ihren tragischen Flug an Bord von Sputnik 2 unternommen. Nun wollte man auch an Katzen die Auswirkungen der Schwerelosigkeit erforschen. 

Während mehrerer Wochen wurden die Katzen mittels Training an die Enge der Raumfahrt-Kapseln gewöhnt.

Félicette war eine von 14 Katzen, die im Rahmen des Programms ausgewählt wurden. Sie alle wurden mit Elektroden ausgestattet, mittels derer die Hirnaktivität der Tiere während des Raumflugs gemessen werden sollte. Mit speziellen Trainings wurden die Katzen über mehrere Wochen Schritt für Schritt an die engen Kapseln gewöhnt. Dass Die Wahl letztlich auf Félicette fiel lag wohl nicht nur an ihrer robusten Gesundheit, sondern auch daran, dass sie ein relativ ruhiges Wesen besaß. 

Als die Rakete mit Félicette an Bord vom französischen Testgelände Hammaguir in Algerien abhob, war sie nur wenige Minuten lang schwerelos. Der Flug erreichte eine Höhe von 157 Kilometern – offiziell also über der Kármán-Linie, die die Grenze zum Weltraum markiert. Ihre Kapsel trennte sich planmäßig von der Rakete, und mit einem Fallschirm landete sie sicher in der Wüste. Die Mission war erfolgreich: Die Wissenschaftler sammelten wertvolle Daten über die Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf ein Säugetiergehirn. Doch Félicettes Glück, die Mission überlebt zu haben, sollte nur von kurzer Dauer sein. 

Ob Félicette Angst, Verwunderung oder Gleichgültigkeit empfunden hat, wird für immer ihr Geheimnis bleiben.

Ein stilles Ende 

Während Laika in ihrem engen Raumfahrts-Gefährt verglühte und so zum Symbol für die Grausamkeit früher Weltraumforschungs-Experimente mit Tieren wurde, blieb Félicette ein anderes Schicksal nicht erspart: Wenige Wochen nach der Mission wurde sie von den Wissenschaftlern eingeschläfert, um ihre Elektroden zu analysieren. Was sie auf ihrem kurzen Trip ins All empfunden hatte – Angst, Staunen oder einfach nur Gleichgültigkeit –, ließ sich anhand der Auswertung der Elektroden freilich nicht ermitteln und wird für immer ein Geheimnis bleiben. Ein Geheimnis, dass die arme kleine Seele mit in den Tod nahm. 

Félicettes Geschichte geriet schon bald in Vergessenheit. Während die USA ihre Affen-Raumfahrer feierten und die Sowjets Statuen für ihre Weltall-Hunde errichteten, erhielt Félicette kaum Anerkennung. Lange Zeit wurde sie fälschlicherweise „Félix“ genannt, als hätte man sie kurzerhand in einen berühmten Comic-Kater verwandeln wollen. Erst 2019 wurde ihr in Form einer Bronzestatue an der International Space University in Straßburg ein verspätetes Denkmal gesetzt.  

Die Moral der Mission 

Félicettes traurige Geschichte ist eines von vielen Beispielen für die fragwürdige Ethik früher Weltraumexperimente im Namen des so genannten wissenschaftlichen Fortschritts. Tiere wurden geopfert, um Erkenntnisse zu gewinnen, welche die technische Evolution des Menschen vorantreiben sollten. Heute sind solche Experimente zwar strenger reguliert, doch das Dilemma bleibt: Wo verläuft die Grenze zwischen „wissenschaftlicher Notwendigkeit“ und moralischer Vertretbarkeit? 

Zweifellos wäre Félicette lieber eine namenlose Pariser Straßenkatze geblieben, die an sonnigen Tagen auf einem warmen Fenstersims oder im Schatten eines Baumes döst, statt ungefragt eine Pionierin des Alls zu werden. Ihrer kurzen Expedition zu den Sternen folgte allzu bald die endgültige Reise über die Regenbogenbrücke. Jetzt gehören ihr die Sterne längst ganz und sie kann frei und ohne Zwang jene Welten erkunden, die aus irdischer Perspektive unerreichbar sind. 

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