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Katzen, die Schurken begleiten: Schnurrende Advocati Diaboli

Eine schwarze Katze liegt auf einem luxuriösen roten Samtsofa, vor einer dramatischen Kulisse aus Art-Deco-Fenstern und strahlenden Linien, die von hinten hervortreten. Die Szene strahlt eine Aura von Geheimnis und Eleganz aus.
E

s gibt sie in unzähligen Filmen und Serien, und sie haben sich längst einen festen Platz in der Popkultur erobert: Katzen als treue Begleiter von Schurken. Vom samtpfötigen Sidekick des Paten bis zur weltberühmten Perserkatze aus James Bond – die Verbindung zwischen Bösewichten und Katzen ist ein weitverbreitetes Motiv in Film und Fernsehen. Doch was steckt hinter dem Phänomen, dass oft die übelsten Antagonisten der Filmgeschichte eine Vorliebe für Katzen zu haben scheinen? Ist es ein Stilmittel, ein psychologischer Verweis, oder gar ein unterschwelliger Kommentar über das Wesen der Katze?

Reserviertheit und Kontrolle: Das Image der Katze

Katzen sind Individualisten mit Charakter. Sie strahlen Eleganz und Überlegenheit aus, bewegen sich in lautloser Geschmeidigkeit und bleiben stets unberechenbar. Im Gegensatz zu Hunden, die meist bedingungslos loyal und emotional agieren, sind Katzen selbstbestimmt, distanziert und scheinen immer etwas im Schilde zu führen, was sie nicht preisgeben. Diese Eigenschaften machen sie zu perfekten Begleitern von Bösewichten mit Format, die in der Regel ebenfalls Kontrolle, Stil und Raffinesse verkörpern.

Ein berühmtes Beispiel ist die Perserkatze in James Bond: Sie begleitet einen seiner Hauptantagonisten, Ernst Stavro Blofeld. Dieser ikonische Bösewicht, Anführer der Verbrecherorganisation SPECTRE, erscheint in vielen Folgen des legendären Agenten-Klassikers mit seiner schneeweißen Katze am Schoß, die er oft liebevoll streichelt, während er mit eisiger Präzision Weltherrschaftspläne schmiedet. Die Katze fungiert hier als Sinnbild der makellosen Fassade ihres maliziösen Besitzers, hinter der sich pure kaltblütige Berechnung verbirgt. Ihr weißes Fell kontrastiert optisch seine dunklen Absichten, ein dramaturgischer Kniff, der das Motiv des distinguierten Bösewichts von Welt verfeinert.

Ähnlich verhält es sich mit der MAD-Katze aus der 1980er-Jahre Zeichentrickserie Inspektor Gadget: Als tierische Entsprechung ihres heimlich aus dem Hinterhalt agierenden, größenwahnsinnigen Besitzers Dr. Claw (man beachte den Namen!) agiert sie als stiller, stets präsenter Beobachter und Mitverschworener seiner Pläne. Ihre passive Rolle konterkariert die Aggressivität ihres Herrchens, während ihr kühles, distanziertes Verhalten seine Einsamkeit unterstreicht.

Psychologische Betrachtungen:

Aus psychologischer Perspektive, erfüllen Katzen im Film oft mehrere Funktionen, wenn sie als sogenannte „Sidekicks“ von Schurken auftreten. Das beiläufige Streicheln einer Katze wird im Film häufig als Geste der Gelassenheit inszeniert. Der Bösewicht, der scheinbar ungerührt bleibt, während er mit der Katze auf dem Schoß seine teuflischen Pläne ausheckt, versinnbildlicht Kontrolle – über das Tier, über sich selbst sowie über die Situation. Schon Sigmund Freud wusste: „Das Streicheln einer Katze beruhigt die Seele.“ Diese Ruhe angesichts eines Zerstörung und Chaos bringenden Plans ist bildhaftes Symbol für die faszinierende charakterliche Ambivalenz des Schurken – und der Katze.

Im Mafia-Filmklassiker Der Pate (1972) findet sich ein Paradebeispiel dieses Filmmotivs: In einer der bekanntesten Szenen sitzt der Pate Don Vito Corleone, gespielt von Marlon Brando, lethargisch in seinem Büro und streichelt eine Katze, während er ungerührt über einen Mordauftrag spricht. Der Legende nach, sprang eine am Filmset befindliche Katze während der Dreharbeiten spontan auf Brandos Schoß. Der Regisseur nutze die Gunst dieses Zufalls und schuf damit ein weltberühmtes Image, das mittlerweile längst zum Internet-Meme geworden ist. Die Katze des Bösewichts erscheint als subtiles Symbol seiner Macht: ruhig, geschmeidig, aber jederzeit bereit, zuzuschlagen.

Die geheimnisvolle, ambivalente Bedeutung der Katze ist so alt wie die menschliche Kultur. In Ägypten wurden Katzen als göttlich verehrt, im Mittelalter als teuflisch gebrandmarkt. Diese Vieldeutigkeit macht sie zu idealen Begleitern von Charakteren, deren moralischer Kompass verdreht ist. Katzen verkörpern das Geheimnisvolle, das Unsichtbare und das Manipulative – Eigenschaften, die auch viele Film-Bösewichte auszeichnen.

Selbst in Märchen-Formaten wie Cinderella taucht das Motiv der Katze als Antagonisten-Begleiter auf: Die böse Stiefmutter Lady Tremaine wird von ihrer Katze Luzifer begleitet und ist wie diese – nomen est omen – niederträchtig und intrigant.  Auch in der Kinder-Zeichentrickserie „Die Schlümpfe“ hat deren Widersacher Gargamel einen felinen Komplizen namens Azrael, der seinem Herrn bei der Jagd nach den kleinen blauen Gesellen stets behilflich ist.

Bösewichte wirken in ihrer Darstellung oft überlebensgroß, ihre Pläne gigantisch und weltumspannend. Die Katze, als kleines, weiches, meist stummes Tier, bildet dazu einen Kontrast. Sie humanisiert den Charakter des Schurken, macht ihn weicher und zugänglicher. Doch ist gerade dieser Effekt auch zwiespältig: indem die Katze die sanfte Seite des Bösewichts zum Vorschein bringt, unterstreicht sie gleichzeitig dessen Monstrosität.

Die Katze als Symbol des Bösen

Neben psychologischen Funktionen erfüllen Katzen als Sidekicks von Bösewichten auch einen symbolischen Zweck. Die Assoziation der Katze mit Hexen und schwarzer Magie ist uralt und tief in der westlichen Kultur verankert. Insbesondere schwarzen Katzen werden seit jeher magische Eigenschaften zugeordnet, die sie als Wesen erscheinen lassen, die außerhalb der normalen moralischen Ordnung existieren.

Ein Beispiel hierfür findet sich im Filmklassiker „Die Hexen von Eastwick“ (1987), wo Katzen immer wieder als Vorboten von Chaos und unkontrollierbaren Kräften auftauchen. Die historischen Wurzeln der Katze als Begleiterin des Bösen, die zu einem Großteil im mittelalterlichen Aberglauben zu finden sind, wirken bis heute in die popkulturellen Adaptionen dieses Themas hinein. 

Mehr als nur Accessoires

Ob in den Armen des Paten, auf den Knien von Blofeld oder neben Dr. Claw: Katzen sind mehr als dekorative Sidekicks von Bösewichten. Sie sind Ausdruck von Kontrolle, Eleganz und Ambivalenz, die die Figuren, denen sie zur Seite stehen, erst wirklich interessant machen. Indem sie die psychologischen Untiefen ihrer Besitzer widerspiegeln, liefern sie dem Publikum einen subtilen Kommentar über die Natur von stiller Macht und sanfter Manipulation.

Genau wie die Bösewichte, die sie oft begleiten, drängen sich Katzen nicht in den Vordergrund, sondern agieren aus dem Schatten, entscheiden autonom und bleiben unberechenbar. Und auch wenn die Schurken am Ende immer besiegt werden, wir wissen: Egal, wer die Welt beherrscht – Katzen thronen immer auf den höchsten Plätzen.

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