Katzen und Hexen – mystisch-mythische Gefährten
enn wie jedes Jahr zu Halloween vielerorts geschnitzte Kürbisse und allerlei gruselige Dekorations-Objekte in Geschäften, Schaufenstern und Gärten auftauchen, kommt man meist auch an einem speziellen Sujet nicht vorbei: Dem der Hexe mit ihrer schwarzen Katze. Das Bild der Katze als Begleiterin von Hexen ist tief in der europäischen Folklore verwurzelt und reicht weit bis ins frühe Mittelalter zurück. Besonders um schwarze Katzen rankten sich zahlreiche Mythen, die ihnen eine dunkle Verbindung zu Hexen und dem Übernatürlichen andichteten. Über die Jahrhunderte entwickelte sich diese Assoziation zu einem festen Bestandteil der westlich folkloristischen Kultur, die bis heute präsent ist - wenngleich der angstbesetze Aberglaube von einst heute eher in humoristisch-ironischer Weise, besonders im populärkulturellen Bereich, weiterlebt. Doch wie kam die Katze zu ihrem Ruf als Gefährtin der Hexe, was steckt hinter diesem Mythos?
Ursprünge des Mythos
Historisch betrachtet geht die Verbindung von Katzen und Hexen zurück auf die Zeit der Hexenverfolgungen des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit. In dieser Epoche war Europa durch christlich klerikale Einflüsse von einem tiefem Aberglauben sowie der Furcht vor dem Übernatürlichen geprägt. Hexen galten als eine Bedrohung für die religiöse und soziale Ordnung, und die Vorstellung, dass sie mit Tieren – sogenannten „Familiaren“ – zusammenarbeiteten, verstärkte dieses Bild. Diese Familiargeister wurden als dämonische Helfer angesehen, die den Hexen übernatürliche Kräfte verliehen. Katzen, insbesondere schwarze Katzen, wurden in diesem Kontext als verdächtig betrachtet. Aufgrund ihres unabhängigen Charakters, ihrer geheimnisvollen Aura und ihrer nächtlichen Aktivitäten wurden Katzen seit jeher mit dem Dunklen und Geheimnisvollen assoziiert. In Zeiten, in denen das Nächtliche und Verborgene als gefährlich empfunden wurde, erschien die Katze, die sich problemlos in der Dämmerung bewegt, wie eine suspekte Kreatur, die zwischen den Welten wandelt. Die Farbe Schwarz, die in vielen Kulturen als Symbol für den Tod, das Unbekannte und das Böse steht, brachte allen Tieren dieser Farbe und ganz besonders der Katze in der Volksvorstellung kein gutes Ansehen.
Die Katze als „magische Komplizin“
Der mittelalterliche Aberglaube trieb skurrile Blüten und offenbar war die oft innige Verbindung von weisen kräuterkundigen Frauen zu ihren Katzen besonders dazu angetan, düstere Phantasien heraufzubeschwören. Die Vorstellung, dass Hexen die Fähigkeit besaßen, sich in Tiere zu verwandeln beziehungsweise durch Tiere zu kommunizieren war in den Hexenprozessen vom 15. bis zum frühen 18. Jahrhundert ein häufiger Anklagepunkt. Katzen galten aufgrund ihrer rätselhaften und hintergründigen Aura als ideale „Komplizen“ der Hexen und in den Augen vieler zeitgenössischer Menschen waren sie keine gewöhnlichen Tiere sondern dämonische Wesen, die den Zauberinnen als Gehilfen bei schwarzmagischen Ritualen zur Seite standen. Es kursierten unzählige Geschichten, in denen behauptet wurde, Hexen hätten die Fähigkeit, die Gestalt von Katzen anzunehmen. In Schottland etwa gab es die Legende, dass sich Hexen in schwarze Katzen verwandelten, um so unentdeckt an Hexensabbaten (nächtlichen rituellen Versammlungen) teilzunehmen. Solche Sagen verstärkten den Aberglauben der Verbindung von Katzen mit dunklen Mächten und befeuerten jene Angst und Hysterie, die die Hexenprozesse auslösten.
Ein Sinnbild der Weiblichkeit
Ein Aspekt, der bei der Verknüpfung von Hexen und Katzen im Volksglauben nicht außer Acht gelassen werden darf, ist der der Katze als Sinnbild für Weiblichkeit. Hexen galten traditionell fast ausschließlich als weiblich und in patriarchalisch geprägten Gesellschaften war die unabhängige, unverheiratete ältere Frau häufig Subjekt von Misstrauen und Spekulation. Die typische Unabhängigkeit und Eigenwilligkeit der Katze machte sie in den Augen vieler zur geradezu idealen Gefährtinnen von Frauen, die sich außerhalb gesellschaftlicher Normen bewegten. Dabei regte das mystisch-mysteriöse Wesen der Katze die Phantasie der Menschen schon seit jeher an, was der Katze jedoch ursprünglich viele positive Attribute zukommen ließ. So galt sie beispielsweise auch als Beschützerin vor bösen Geistern und Krankheiten. Die Assoziation der Katzen mit heilkundigen, den Zugang zu Übernatürlichem pflegenden Frauen lag damit nahe – eine zu Zeiten patriarchalisch-klerikaler Herrschaft zutiefst negativ besetzte Verbindung.
Hexenkatzen heute
Auch wenn Hexenprozesse mittlerweile zum Glück der Vergangenheit angehören, das Bild der Katze als Begleiterin von Hexen ist im kulturellen Gedächtnis tief verankert und lebt auch heute in der Populärkultur und ihren Bräuchen weiter. Das Motiv der Hexe mit schwarzer Katze wird in verschiedenen filmischen und literarischen Genres immer wieder aufgegriffen und ist besonders zu Halloween in Form von Dekorationen ein beliebtes Thema. Argwohn, Misstrauen oder gar Furcht lösen Katzen – auch schwarze – jedoch kaum mehr aus, im Gegenteil, die mit Katzen verbundenen Assoziationen sind heutzutage durchwegs positiv. Als Symbol für Freiheit, Eleganz, Individualität aber auch Rätselhaftigkeit und Mystik werden sie bewundert und geliebt und gehören nicht zufällig zu den beliebtesten Haustieren.
Ihre Rolle als Hexenbegleiter ist in unserer Zeit weitgehend im fiktiven Bereich von Bedeutung und erscheint dort in entdämonisierter, romantisierter, verspielt-humorvoller Weise. Man denke an Filme wie Sabrina – Total Verhext! oder Hocus Pocus in denen Katzen als beliebte Side-Kicks fungieren. Endgültig sind die Spuren der früheren negativen Wahrnehmung der schwarzen Katze als Unglücksbringerin dennoch nicht verschwunden: Auch heute gibt es Menschen, die zurückschrecken, wenn ihnen eine schwarze Katze über den Weg läuft und in Tierheimen ist trauriger Weise zu beobachten, dass schwarze Katzen oft die letzten sind, die adoptiert werden.