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Kedi – von Menschen und Katzen

traßenkatze in Istanbul – "Kedi" Filmcover
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ieser feinfühlige Film lässt das Herz jedes Katzenliebhabers höherschlagen. Auch Cineasten mit einem Faible für Anspruchsvolles und Außergewöhnliches kommen hier auf ihre Kosten. Die Regisseurin Ceyda Torun hat ihre Dokumentation über das Leben der Straßenkatzen in Istanbul als Charakterstudie ihrer Protagonisten angelegt - der tierischen wie der menschlichen – und damit zugleich eine Sozialstudie mit Tiefgang geschaffen, die berührt und lange im Gedächtnis bleibt.

Die Welt aus den Augen der Katzen

Gefilmt wurde mit einer speziellen Bodenkamera, die den Betrachter auf Augenhöhe mit den Katzen bringt. Ein Trick, mit dem sich der Zuseher quasi automatisch die Perspektive der Tiere aneignet und damit in deren Lebenswelt hineingezogen wird. Welcher Katzenfreund wollte schließlich nicht schon lange einmal die Welt mit den Augen (s)einer Katze betrachten?

Gezeigt werden die Leben und Schicksale von 7 Istanbuler Straßenkatzen und der zu ihnen in Bezug stehenden Menschen. Leichtfüßig und anmutig wie seine tierischen Hauptdarstellerinnen selbst, begleitet sie der Film auf ihren täglichen Streifzügen durch die verwinkelten Gassen der Metropole am Bosporus, wobei der Charme letzterer noch wie nebenbei in intensiven, farbenfrohen Bildern eingefangen wird.

Dadurch wird der Film zu einer innigen Liebeserklärung – sowohl an die Katzen als auch an Istanbul, zu dessen Stadtbild sie seit Jahrhunderten fest gehören.

Katzenschicksale – Menschenschicksale

Die Katzenmutter, die für ihre gut versteckt gehaltenen Kleinen die Stadt nach Nahrung durchkämmt und dabei äußert einfallsreich und geschickt vorgeht. Der Fischer, der mit seinem Bootskater in See sticht und sich hingebungsvoll um einen Wurf verwaister Katzenbabys kümmert, wobei sein Kater den armen Winzlingen – wenn schon keine Milch, so doch – Wärme spendet. Der raubeinige Straßenkater, der sich vor einem Fischlokal angesiedelt hat und dort  – indem er durch sein Jagdgeschick Ratten fernhält – seine wohlverdienten Mahlzeiten als gern gesehener Gast bekommt. Der ältere Herr, der nach einem schweren Burnout durch tägliches Füttern und Pflegen verwahrloster Straßenkatzen wieder Lebensfreude gewonnen hat. Oder der vermutlich ehemalige Hauskater, der, durch nicht bekannte Umstände zum Straßenkater geworden, seinen Lebensmittelpunkt vor einem Delikatessenladen gefunden hat. Gut erzogen wartet er stets vor dem Eingang auf seine Mahlzeiten, für die er nicht viel tun muss, außer mit seinen Pfoten aufgeregt an der Außenscheibe der Auslage zu wischen – ganz zum Entzücken der anwesenden Kunden.

Geschichten, die zu Herzen gehen

Es sind einfache aber bewegende Geschichten, die dieser Film gekonnt erzählt und in Szene setzt und das mit einer Eleganz und faszinierenden Behändigkeit, wie sie eben nur Katzen eigen ist. Eine Eleganz, welche, laut einer jungen Istanbuler Künstlerin im Film, die eine Freundschaft mit einer hübschen Dreifärbigen führt, den meisten Frauen heutzutage abhanden gekommen ist und welche sie wieder von den samtpfötigen Vierbeinerinnen lernen könnten. Das gälte auch für so manchen Mann, möchte man hinzufügen.

Die Souveränität und Leichtigkeit mit der diese Dokumentation daherkommt, die poetisch-philosophischen Qualitäten, die sie en passent entwickelt, lassen kaum glauben, dass es sich um das filmische Debüt der Regisseurin handelt.

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