
eit sich in den Nullerjahren Katzen im Internet als sogenannter „Cat-Content“ etabliert haben, gibt es das Phänomen, dass Katzen aus der analogen Welt zu Internet-Stars werden. Eine, wenn nicht die bekannteste dieser Cat-Celebrities ist heute, vor sechs Jahren, am 14. 05. 2019 im Alter von nur 7 Jahren an einer Harnwegsinfektion verstorben: Jene Katze, die unter dem Namen „Grumpy Cat“ zu Weltruhm gelangte. Ihr eigentlicher Name war Tardar Sauce, laut Besitzerin Tabatha Bundesen ging die Inspiration dafür von der Fellfarbe bzw. Fellmaserung ihres Tieres aus, welche sie optisch an Sauce Tartare erinnerte.
The Making of Grumpy Cat
Die Erfolgsgeschichte als „Grumpy Cat“ begann am 22. September 2012, als der Bruder von Bundesen ein Foto von Tardar Sauce auf der Webseite Reddit postete. Der für die Samtpfote typische Gesichtsausdruck mit den extrem herabhängenden Mundwinkeln erstaunte und begeisterte das Netz gleichermaßen. Da viele eine Bildmanipulation vermuteten, wurde 3 Tage später, quasi zum Gegenbeweis, ein YouTube-Video online gestellt. Es verbreitete sich binnen kürzester Zeit wie ein Lauffeuer, die Marke „Grumpy Cat“ war geboren (und wurde ab 2013 tatsächlich als solche eingetragen).
Meme des Jahres 2014
Es folgten fast 7 Millionen Likes auf Facebook, ein Preis für das „Meme des Jahres 2014“, eine elektronisch gesteuerte Version von Grumpy Cat bei Madame Tussauds in San Francisco 2015, sowie eine Werbekampagne für Opel an der Seite von Georgia May Jagger 2017. Die berühmte Katze hatte einen eigenen Manager, der selbst kein Unbekannter im Katzen-Business ist, Ben Lashes, der unter anderem auch für das Internetvideo „Keyboard–Cat“ und die „Nyan-Cat“ verantwortlich ist. Grumpy Cats Frauchen koordinierte die Termine ihres Tieres, deren Bruder betreute die Internet-Auftritte der Katze.

Grumpy Cat Meme

Grumpy Cat Meme

Grumpy Cat Meme

Grumpy Cat Meme
Eine Katze als Merchandising-Hit
Bücher, Stofftiere, T-Shirts, Auftritte im Fernsehen und Werbeblogs, ein eigener Weihnachtsfilm – der Hype um Grumpy Cat nahm kein Ende und brachte ihrer Besitzerin eine Menge bares Geld ein. Es werden mehrere Millionen Dollar kolportiert, wenngleich Tabatha Bundesen dies immer wieder dementierte. Ihren früheren Job als Kellnerin konnte sie jedenfalls getrost an den Nagel hängen und wenn man Berichten glaubt, denen zufolge die Marke „Grumpy Cat“ allein in 2 Jahren 100 Millionen Dollar durch Merchandising-Produkte erwirtschaftet haben soll, wie die britische Zeitung „Express“ behauptet, erscheint es sehr wahrscheinlich, dass Grumpy Cats Besitzerin finanziell mehr als ausgesorgt hat und das weit über den Tod ihres Tieres hinaus. Grumpy Cat wurde zur Cash-Cat, zur Goldkatze instrumentalisiert und das Geld, dass sie brachte, floss unaufhörlich, nicht nur in die Taschen ihres Frauchens, sondern auch in die vieler anderer, die mit dem zur Marke gewordenen Konterfei Tardar Sauce’s spekulierten und Geschäfte trieben.
Der Preis des Ruhms
Was aber hatte Grumpy Cat selbst von all dem Ruhm und Geld? Wie mag sie sich wirklich gefühlt haben, hinter ihrem Gesichtsausdruck, für den sie nichts konnte?
Der Grund für ihre vermeintlich missmutige Mimik lag in einer seltenen genetischen Kondition, dem felinen Zwergenwuchs. Dieser bedingte das abgeflachte Mittelgesicht sowie den starken Unterbiss und führte zu eben jenen berühmt gewordenen Mundwinkeln, die der Katze letztlich ihren unfreiwilligen Spitznamen gaben: „Grumpy Cat“ (zu Deutsch: „mürrische“, „grummelige“ Katze). Ihre physische Besonderheit wurde in unzähligen Memes zur Lachnummer, das Tier öffentlich vorgeführt wie das sprichwörtliche Zirkuspferd. Unnötig zu sagen, dass das endlose Herumgereichtwerden bei x-fachen öffentlichen Veranstaltungen, in denen Grumpy Cat als Touristenattraktion herhalten musste, alles andere als tier- geschweige denn katzengerecht war. Empörte Reaktionen von Tierschützern blieben in Bezug auf Grumpy Cat unbegreiflicher Weise so gut wie aus. Auch die „Tierliebe“ sogenannter Grumpy Cat Fans erscheint äußerst fragwürdig: in Scharen strömten sie zu den diversen Vorführaktionen, wofür weniger das Interesse an der einnehmenden Katzenpersönlichkeit Grumpy Cats ausschlaggebend gewesen sein dürfte, als vielmehr die Aussicht auf attraktives Material für den eigenen Instagram-Account. Von der diskussionswürdigen emotionalen Haltung der Besitzerin Grumpy Cats ihrem lukrativen Schützling gegenüber ganz zu schweigen.
Vermarktung bis zum Ende
Selbst den Tod ihrer Katze inszenierte Bundesen noch medienwirksam. Den Nachruf auf Grumpy Cat leitete sie auf ihrem Twitter-Account mit den Worten ein: „Some days are grumpier than others“. Warum „grumpy“, so fragt man sich, warum nicht einfach traurig?
Jetzt hat Tardar Sauce ihre Ruhe gefunden und die Tatsache, dass ihr Instagram-Account weiterbesteht und mit ihm auch die Vermarktung des Verkaufsschlagers „Grumpy Cat“ fortgesetzt wird, solange das Geschäft eben noch läuft, muss sie nicht mehr kümmern. Leb wohl kleine Katze!
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