Purrsuit of Culture, Art, Lifestyle and Fashion for Catlovers!

No products in the cart.

Maunzig | Sophisticated Cat-Content

Louis Wain: Ein genialer Katzenmaler zwischen Genie und Wahn

Louis Wain Illustration: Fünf Katzen mit großen Augen vor einem dunklen Hintergrund, jede mit einem einzigartigen Ausdruck.
D

er britische Kunstillustrator Louis Wain (*1860 in London) ist wohl einer der außergewöhnlichsten und faszinierendsten Künstler des 19. und 20. Jahrhunderts. Er war jener begnadete Zeichner und Maler, der Katzen zum Hauptmotiv seiner Werke machte und ihren Status in der Kunst gewissenmaßen dadurch revolutionierte, dass er sie nicht als gewöhnliche Haustiere, sondern als anthropomorphe Gesellschaftswesen in Szene setzte.

Porträt von H. G. Wells, aufgenommen von George Charles Beresford, 1920, Schwarz-Weiß-Fotografie.
Herbert George Wells, britischer Schriftsteller und Wissenschaftler, porträtiert von George Charles Beresford, 1920.

Er hat Katzen erfunden. Eine Katze ist eine Katze, aber Wain hat sie zu einer sozialen Institution gemacht und ihr einen Platz in der Gesellschaft gegeben.

H. G. Welles

Seine verspielt-humorvollen Darstellungen, in denen Katzen auf zwei Beinen stehen, Musikinstrumente spielen, Teegesellschaften abhalten oder Weihnachten feiern, spiegelten den Charme der viktorianischen Ära wider und  machten Louis Wain zu einem der bekanntesten Illustratoren seiner Zeit. Seine possierlichen Katzendarstellungen sind jedoch auch Zeugen einer tragischen Lebensgeschichte, in der Kunst und psychische Krankheit eng miteinander verwoben waren.

Ein Schicksalsschlag als Karrieremotor

Am Anfang von Wains Leidenschaft für Katzendarstellungen stand eine persönliche Tragödie: Um seine todkranke Frau Emily aufzuheitern, begann er ihre Katze Peter in humorvollen Szenen abzubilden. Die so entstandenen Skizzen brachten den Wendepunkt in der Karriere des hochbegabten, doch stets brotlosen Illustrators Wain. Sie trafen im London der 1890er Jahre einen Nerv und wurden bald in Zeitschriften und Büchern abgedruckt. Wains Katzen – vermenschlicht, verspielt und liebenswert – füllten bald die Kalender und Postkarten der viktorianischen Gesellschaft und trugen dazu bei, ein in damaligen Augen unnahbares Tier zur popkulturellen Ikone aufsteigen zu lassen. Seine Zeichnungen erschienen in bekannten Zeitschriften wie den Illustrated London News und Punch und prägten das kollektive Bewusstsein des viktorianischen England.

Louis Wain Illustration: Zwei Katzen, eine mit rosa Schleife, mit der Aufschrift „Let us Be Friends“.
Louis Wain Illustration: Drei Katzen auf einer Schaukel, eine mit einem roten Schal, mit freundlicher Einladung an Mr. Robin Redbreast.
Valentinstagskarte von Louis Wain: Zwei Katzen mit Schleifen und einem romantischen Gedicht.

Armut und psychischer Verfall

Louis Wain lebte jedoch ein komplexes und schwieriges Leben. Seit dem frühzeitigen Tod seines Vaters stand er als Ernährer seiner Mutter und seiner fünf Schwestern  unter ständigem finanziellem Druck, gegen den er trotz seines Ruhms lebenslang ankämpfte. Seine möglicherweise auch erblich bedingten psychischen Probleme –  seine jüngste Schwester war psychisch krank – machten sich erstmals nach dem Tod seiner Mutter bemerkbar. Im Laufe von Wains Leben verschlimmerten sie sich stetig und erreichten schließlich ein schwerwiegendes, nicht revidierbares Ausmaß. Heute vermutet man, dass Wain an Schizophrenie litt, wenngleich diese Diagnose zu seinen Lebzeiten niemals offiziell gestellt wurde. Die mentale Regression Wains und ihre vermeintliche Spiegelung in seinen Katzenbildern ist der wohl bemerkenswerteste und am meisten rezipierte Aspekt seiner Biographie. Die anfangs schleichende, später immer deutlicher werdende Veränderung, die sich in den Katzenbildern des Künstlers im Laufe der Zeit beobachten lässt, wurde oft als Fallbeispiel einer fortschreitenden geistigen Störung gedeutet. Während seine frühen Werke von einer fröhlich-humorvollen, karikaturistischen Leichtigkeit getragen waren, dominierten in seinem Spätwerk die abstrakten, surrealen, oft bizarren Darstellungen von Katzen.

Die „Kaleidoskop-Katzen“

Diese als „Kaleidoskop-Katzen“ berühmt gewordenen Sujets faszinieren durch ihre visuelle Intensität. Anders als in Wains früheren, klar strukturierten Illustrationen wirken diese Bilder auf den ersten Blick chaotisch und rätselhaft. Die Katzenfiguren lösen sich in wirbelnden Mustern auf, Farben überlagern sich in verzerrten Geometrien, und die Bilder vibrieren in einer Art psychedelischen Energie. Als würde man Katzen durch ein Kaleidoskop betrachten, erscheinen diese Werke wie eine bildliche Manifestation des inneren Zerfalls, die  schmerzhafte Einblicke in die Wahrnehmung eines Mannes geben, der die Kontrolle über die Realität verloren hat.

Kunsthistorisch und psychologisch stießen die „Kaleidoskop-Katzen“ vor allem nach Wains Tod auf großes Interesse. In ihrer fraktalen Verzerrung wirken diese Bilder nicht nur wie ein Spiegel des inneren Zustands des Künstlers, sie sind auch als Kommentar zur Fragilität der menschlichen Psyche per se interpretierbar. Während frühere Katzenbilder von Wain schlicht Freude bereiten, sind die „Kaleidoskop-Katzen“ schwerer zu erfassen und wirken beinahe beunruhigend. Sie scheinen den Betrachter mit der Frage zu konfrontieren, wie die Welt durch die Augen eines Menschen aussieht, der an der Grenze zum Wahnsinn steht.

Gerade dadurch entfalten die „Kaleidoskop-Katzen“ eine ureigene Ästhetik. Sie erinnern an Werke der Surrealisten oder Expressionisten, wenngleich sie eher intuitiv als bewusst stilistisch in diese Richtungen tendieren. Ihre Wirkung ist jedoch zutiefst ambivalent: Zugleich faszinierend und verstörend, entziehen sie sich einer klaren Deutung und eröffnen einen Raum für Spekulationen über das Verhältnis zwischen künstlerischer Kreativität und psychischer Krankheit. Kann Kunst als Ventil für einen instabilen Geist dienen? Oder ist sie selbst Ausdruck dieser Instabilität? Bei Wain scheinen beide Dimensionen zu verschmelzen.

 

Surrealistische Katzenkunst von Louis Wain, blaue Katze mit gelben Augen und detaillierten weißen Mustern.
Surrealistische Katzenillustration von Louis Wain mit leuchtenden Farben und komplexen Mustern, die ein Katzenkopf-Motiv bilden.

Letze Jahre und Vermächtnis

Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte Louis Wain in verschiedenen psychiatrischen Anstalten, wo er weiterhin unermüdlich Katzenbilder malte. Obwohl seine Kunst zunehmend auch von Kunstkennern geschätzt wurde, war Wain ständig in finanzieller Not und letztlich völlig mittellos. Das tragische Schicksal des einst gefeierten berühmten Katzenmalers berührte viele Menschen. Freunde und Bewunderer, darunter der berühmte Schriftsteller H.G. Wells, setzten sich für Wain ein und verhalfen ihm schließlich zu einem besseren Platz in einer komfortablen Einrichtung.

Louis Wain starb 1939 in London, doch sein Vermächtnis lebt bis heute fort. Seine Werke, beeinflussten die Darstellung von Katzen in der Kunst nachhaltig und sicherten Wain eine bedeutende Stellung in der Geschichte der Popkultur. Das 2021 erschienene Biopic „Die wundersame Welt des Louis Wain“ mit Benedict Cumberbatch in der Hauptrolle ist der jüngste Beweis hierfür.

Instagram Feed

Skip to content