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Unsinkable Sam – Ein pelziger Mythos auf schwankenden Planken

Das Bild zeigt eine schwarz-weiß gezeichnete Katze mit weißer Brust und dunklem Fell – bekannt als „Unsinkable Sam“
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anchmal schreibt das Leben Geschichten, die selbst das kühnste Seemannsgarn in den Schatten stellen. Die Legende von Unsinkable Sam, einem unscheinbaren schwarz-weißen Kater, der offenbar mehr als nur neun Leben sein eigen nennen durfte, gehört zweifelsohne in diese Kategorie. Sie ist eines jener wahren Märchen, denen man am liebsten an stürmischen Abenden lauscht, während man es sich mit einem warmen Grog im Ohrensessel gemütlich gemacht hat. Dabei sind die längst zum Mythos gewordenen Abenteuer des berühmten See-Katers rätselhafter und vielleicht auch von tieferer Bedeutung, als sie auf den ersten Blick scheinen mögen.

Sam war ein einfacher Schiffskater wie es seiner viele gab, um Ratten- und Mäuseplagen bei langen Seefahrten von den Vorräten der Crews fernzuhalten. Seine Odyssee begann 1941 auf der Bismarck, einem Schlachtschiff, das der Stolz der deutschen Kriegsmarine war. Während sich die Kriegsgeschehnisse zuspitzten und Kampfmanöver zunehmend auch auf hoher See stattfanden, saß Kater Sam irgendwo an Deck, als innerlich unbeteiligter, stiller Beobachter des unbarmherzigen militärischen Geschehens. Als die Bismarck schließlich in einer der dramatischsten Seeschlachten des Zweiten Weltkriegs von der Royal Navy versenkt wurde, schien auch Sams Schicksal besiegelt. Doch wie durch ein Wunder überlebte er und wurde zwischen Trümmern, Öl und toten Matrosen auf einer Planke im Nordatlantik treibend von britischen Seeleuten entdeckt – nass und unterkühlt, aber quicklebendig.

Das Bild zeigt eine schwarz-weiß gezeichnete Katze mit weißer Brust und dunklem Fell – bekannt als „Unsinkable Sam“

Ein Schiff geht unter – ein Mythos taucht auf

Die Briten, berührt von dem kleinen pelzigen Überlebenden, nahmen ihn an Bord ihres Zerstörers, der HMS Cossack, und tauften ihn „Oscar“. Vielleicht war es Mitgefühl, vielleicht Aberglaube, vielleicht auch der Wunsch, ein Stück Menschlichkeit im technologischen Wahnsinn des Krieges zu bewahren. Doch das Schicksal hatte seine eigenen ungewöhnlichen Pläne: Wenige Monate später wurde auch die Cossack von einem deutschen U-Boot torpediert. Wieder trieb Oscar im Wasser, wieder überlebte er auf wundersame Weise.

Mit dieser zweiten aberwitzigen Rettung wurde aus Oscar schließlich „Unsinkable Sam“. Das Attribut des neuen Namens, unter dem der Kater später berühmt werden sollte, war weniger eine Taufgabe als eine echte Anerkennung der Unbezwingbarkeit des samtpfötigen Helden. Sam wurde in Folge auf dem Flugzeugträger HMS Ark Royal stationiert – doch auch hier erwies sich die scheinbare Sicherheit des gigantischen Schiffes als trügerisch. Denn auch dieser Koloss wurde im November 1941 versenkt. Und auch diesmal überlebte Sam. Völlig ruhig, ja fast gelangweilt, soll er von den Trümmern der HMS Royal geborgen worden sein, als hätte er gewusst, dass ihm nichts passieren kann.

Das Bild zeigt eine schwarz-weiß gezeichnete Katze mit weißer Brust und dunklem Fell – bekannt als „Unsinkable Sam“

Leben, wo der Tod regiert

Nach diesem dritten überlebten Schiffsuntergang zog die Royal Navy jedoch die Reißleine – oder vielmehr das Sicherheitsnetz. Kater Sam wurde in den wohlverdienten Ruhestand versetzt. In einem Matrosenheim in Belfast verbrachte er seine restlichen Jahre, umgeben von Seemannsliedern, ihm freundlich gesonnenen Seeveteranen und sicherlich auch dem ein oder anderen schmackhaften Hering. 1955 starb er eines natürlichen Todes – friedlich, an Land und fern von Detonationen und der peitschenden Gischt des Meeres.

Die Geschichte des legendären Schiffskaters liest sich fast wie eine Parabel. Während Menschen starben, kämpften und litten, überstand ein kleines verletzliches Tier die Schrecken des Krieges mit stoischer Ruhe. War es Zufall? Überlebensinstinkt? Oder eine Art kosmischer Witz über die Unzulänglichkeit menschlicher Strategie und Planung? Unsinkable Sam wurde zum lebenden Lehrstück: über das Leben, das sich nicht unterkriegen lässt und über die Absurdität des Krieges, der Leben verschlingt – aber manchmal eben auch – scheinbar zufällig – verschont.

Mehr als ein Maskottchen

Für die abergläubischen Matrosen war Unsikable Sam mehr als ein Symbol für Glück – er war ein Beweis dafür, dass es selbst inmitten lebensfeindlicher Umstände Hoffnung gibt, dass immer etwas überlebt, selbst wenn scheinbar alles in Chaos und Zerstörung untergeht. In der Unverwüstlichkeit des tapferen Katers lag zugleich Trost und Mahnung: Die Konstruktionen des Menschen mögen versinken, doch das Leben, das Unerwartete, das Wilde und Eigensinnige findet immer wieder einen Weg – manchmal eben in Gestalt einer kleinen Schiffskatze.

Auch heute lebt der legendäre Kater weiter: in Erzählungen und Zeichnungen, in Fußnoten der Marinegeschichte und immer öfter auch auf diversen Internetkanälen. Und wer weiß – vielleicht blickt Sam von seiner Wolke aus immer noch gelassen auf den Ozean, schnurrt leise und zufrieden und wacht als Schutzengel im Pelz über all jene, die auf den stürmischen Wellen des Meeres und des Lebens dahintreiben.

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