Purrsuit of Culture, Art, Lifestyle and Fashion for Catlovers!

Zahme Haustiere und wilde Jäger

Hauskatze und Tiger im Spiegel – Zahme Haustiere und wilde Jäger
S

chon seit mindestens 9 Jahrtausenden leben Katzen an der Seite von Menschen, doch die Geschichte ihrer Domestizierung ist so einzigartig wie speziell und ganz anders als etwa jene von Hunden. Katzen sind und waren immer sowohl zahme Begleiter als auch unabhängige Jäger. Wie kein anders Haustier haben sie sich trotz Zähmung eine Vielzahl ihrer ursprünglichen Verhaltensweisen bewahrt und denken offensichtlich auch nach vielen Epochen der Koexistenz mit dem Menschen nicht daran, diese abzulegen. Diese scheinbar widersprüchliche Wesenhaftigkeit der Hauskatze (Felis silvestris catus) spiegelt sich nicht nur in ihrem Verhalten wider, sondern hat auch – wie aktuelle Forschungen zeigen – Spuren in ihrem Erbgut hinterlassen.

Ein neues Forschungsfeld

Mitte der 2010er Jahre widmete sich eine Gruppe von Wissenschaftlern um Wesley Warren von der Washington University School of Medicine in St. Louis (USA) der Untersuchung der Domestizierung der Katze. Im Fokus stand dabei die Frage, ob bzw. wie sich das jahrtausendelange Zusammenleben von Mensch und Katze in der Genetik der Tiere niedergeschlagen hat. Die Ergebnisse waren verblüffend: Es zeigte sich, dass das Erbgut der Hauskatze tatsächlich eindeutige Spuren der Domestizierung aufwies, was insbesondere in Bezug auf die Tatsache interessant war, dass Katzen immer noch als lediglich „halbdomestiziert“ gelten. Eine Einstufung, die daher rührt, dass Katzen nach wie vor nicht vollständig unter der Kontrolle des Menschen stehen, beispielsweise hinsichtlich ihres Jagdverhaltens oder der Aufzucht der Jungen – was allerdings hauptsächlich auf Freigänger-Katzen zutrifft.

Die Forscher verglichen das Erbgut verschiedener Hauskatzenrassen mit dem Erbgut von Wildkatzen aber auch anderen Säugetieren wie Hunden, Tigern und Kühen. Dabei fanden sie heraus, dass vor allem jene Gene verändert waren, die das Gedächtnis sowie das Lernen durch Belohnung  aber auch angstgesteuertes Verhalten der Tiere beeinflussen. Die spannende Erkenntnis, zu der die Forscher durch die Auswertung der Gen-Daten gelangten war, dass bestimmte selektive genetische Anpassungen dazu geführt haben dürften, dass Katzen im Stande sind, durch Belohnung besser lernen zu können – eine Fähigkeit, die vermutlich das Zusammenleben mit Menschen erleichtert hat. Andererseits ließ die Untersuchung der Gensequenzen erkennen, dass sich Katzen trotz der Kooperation mit Menschen ihre Selbstständigkeit bewahrt haben – ein, wie sich zeigen wird,  jedoch nur scheinbarer Widerspruch.

Genetische Spuren der Domestizierung

Neben bestimmten Verhaltensmerkmalen ließen sich auch genetische Anpassungen im Fettstoffwechsel feststellen, die die wohl mit der Domestizierung einhergehende stärker fleischlastige Ernährung der Katzen mit sich brachte (wilde Katzen decken ihre Nahrung zu einem Löwenanteil durch Insekten und kleine Reptilien). Aber auch die für die außergewöhnlich scharfen Sinne der Katzen (besonders Hören und Sehen) zuständigen Gene, schienen sich durch den engen Kontakt mit dem Menschen weiterentwickelt bzw. verändert zu haben.

 

Die Forscher entdeckten, dass paradoxerweise gerade jene genetischen Eigenschaften, die Katzen ursprünglich wild und unabhängig machten, durch die Domestizierung verstärkt worden waren. Doch wie lässt sich dieser Widerspruch erklären? Die Forschergruppe um Wesley Warren kam zu dem Schluss, dass Tiere, die weniger ängstlich und damit offener gegenüber Menschen waren, bessere Chancen auf Nahrung und Schutz und in Folge dessen auf Domestizierung hatten. Eine Selektion, die möglicherweise den Weg der modernen Hauskatze ebnete, die, obwohl immer noch in vielerlei Hinsicht ein wildes Raubtier, mittlerweile auch sehr enge Bindungen zu Menschen eingehen kann.

Wildheit fördert Anschmiegsamkeit

Diese  für Katzen so typische Ambiguität ist wohl zumindest mitverantwortlich dafür, dass nach wie vor Hunde und nicht Katzen den Titel „bester Freund des Menschen“ tragen. Katzen sind trotz ihrer Zutraulichkeit und Anschmiegsamkeit stets unabhängig geblieben und lassen sich dementsprechend auch im Gegensatz zu Kaniden weder dressieren noch unterwerfen.  Wenn Katzen Nähe zu Menschen suchen, legen sie ihre wilde Seite niemals vollständig ab. Doch ist es für viele Katzenliebhaber gerade diese Balance zwischen Freiheit und Bindung die Katzen zu solch unvergleichlich faszinierenden Begleitern macht.

9500 Jahre Katzenliebe

Dass die Katze-Mensch-Beziehung bestens funktioniert, dafür ist ihre viele Jahrtausende alte Geschichte wohl der beste und eindrucksvollste Beweis, denn archäologische Funde belegen, dass Katzen bereits vor 9500 Jahren in enger Gemeinschaft mit Menschen lebten. Wie innig diese Beziehung schon damals gewesen sein muss, bezeugen Grab-Funde in Zypern in denen  Menschen zusammen mit ihren Hauskatzen zur letzten Ruhe gebettet wurden. Bekannt sind auch Darstellungen von Katzen aus Ägypten, die gar auf eine kultisch- religiöse Verehrung hinweisen.

Die Forschungsergebnisse um Warren und seine Mitstreiter bieten eine spannende wissenschaftliche Annäherung an das Verständnis eines faszinierenden Prozesses, der jedoch letztlich immer geheimnisvoll, mysteriös und undurchschaubar bleiben wird – ganz wie Katzen selbst.

Instagram Feed