Kaleidoskope auf vier Pfoten – Was die Fellfarbe von Katzen über ihren Charakter verrät

atzen sind bekanntlich stolze Wesen, die sich weigern, von Menschen in Schubladen gesteckt zu werden – es sei denn, es handelt sich um einladende Schachteln aus Karton. Doch während sich ihr Wesen für uns meist jeglicher Logik entzieht, bieten die Fellfarben unserer Samtpfoten bisweilen einen aufschlussreichen Anhaltspunkt zur Erkundung ihrer geheimnisvollen Psyche.
Schwarze Katzen – Geheimnisvolle Mystiker
Schwarzen Katzen eilen seit jeher dunkle Gerüchte voraus. Als Hexentiere und Glücksbringer zugleich sind sie die Meister der Ambivalenz – und genau das spiegelt sich in ihrem Charakter. Schwarze Katzen sind oft besonders verschmust und anhänglich, um dann im nächsten Moment majestätisch und unnahbar ihren Besitzern die kalte Schulter zu zeigen. Auch haftet ihnen eine magisch-mystische Aura an, die uns manchmal das Gefühl gibt, dass sie mehr über uns wissen als uns lieb ist. Mit ihren geheimnisvollen grünen oder gelben Augen scheinen sie direkt in die Tiefen unserer Seele zu blicken. Außerdem wird ihnen nachgesagt die Gabe zu besitzen, Geister und Dämonen fernzuhalten. Wer in einem Haus lebt, in dem es spukt, sollte sich also unbedingt eine schwarze Katze zulegen.
Weiße Katzen – Ätherische Aristokraten
Wie vom Himmel herabgestiegene Engel erfüllen weiße Katzen jeden Raum mit einem Flair aus Reinheit und Eleganz. Ihre distanziert wirkende Art ist nicht mit Arroganz zu verwechseln: Sie ist vielmehr Ausdruck echter Bescheidenheit, die der Überzeugung entspringt, dass sich die Welt ohnehin schon genug um sie dreht. Die zarten Pfoten dieser ätherischen Wesen scheinen beim Gehen den Boden kaum zu berühren; ihre Augen funkeln mit den schönsten Saphiren um die Wette, ihr Fell stellt die Weiße frischesten sibirischen Schnees in den Schatten. Doch Vorsicht: Hinter der unschuldigen Fassade lauert häufig ein Rabauke, der gerne Vorhänge erklimmt und Blumentöpfe umwirft – und dabei immer aussieht, als könnte er kein Wässerchen trüben.
Wer einmal einen roten Kater hatte weiß, Langeweile ist nicht zu erwarten.
Rote Katzen – Rebellen mit Herz
Rote Katzen sind die Rockstars unter den Stubentigern. Ihr Fell leuchtet in der Intensität eines prachtvollen Sonnenaufgangs und kündigt an, was wir zu erwarten haben: Abenteuer, Drama und einen Schuss Anarchie. Aufgrund einer mit dieser Fellbarbe verknüpften genetischen Besonderheit sind fast alle roten Katzen männlich. Man sagt, rote Kater seien besonders charmant und verspielt – eine Mischung aus Casanova und Hofnarr sozusagen. Wer einmal einen roten Kater hatte, der weiß, dass Langeweile mit diesen Kriegern der Katzenwelt fast ein Ding der Unmöglichkeit ist. Respekt vor Ordnung oder Autorität kennen sie nicht – es sei denn, es geht um die nachdrückliche Einforderung des Futters, das pünktlich und unverzüglich aufgetischt zu werden hat.
Graue Katzen – Philosophen im Pelz
Ob in elegantem Silber oder tiefem Blaugrau, graue Katzen strahlen eine ruhige, natürliche Souveränität aus. Stundenlang können sie am Fensterbrett sitzen und von dort aus sicherer Distanz die Welt beobachten. Vielleicht sammeln sie dabei gerade Material für ein philosophisches Essay über das Leben der Spatzen oder die Relativität der Zeit? Wenn man sie beobachtet, hat man das Gefühl, dass in ihren Köpfchen eine ganze Menge vorgeht. Ihre Haltung ist oft zurückhaltend-aristokratisch – doch wenn die Spielmaus unter dem Sofa hervorlugt oder ein verführerisches Haargummi ihre Aufmerksamkeit erregt, werfen sie augenblicklich alle Reserviertheit über Bord und zeigen ihre wilde Seite. Sie mögen zwar nicht die Anschmiegsamsten unter den Feliden sein, doch hängen sie mit ihren kleinen Herzen viel stärker an den von ihnen erwählten Menschen als es den Anschein haben mag.
Schildpatt-Katzen – Dramaqueens mit Allüren
Schildpatt-Katzen wirken wie das Resultat eines Farbexplosions-Experiments, das aus dem Ruder gelaufen ist, oder perfektioniert wurde – je nach Perspektive. So einzigartig und speziell wie ihr buntes Fell ist auch ihr Charakter. Schildpatt-Katzen sind fast zu hundert Prozent weiblich. Ähnlich wie bei roten Katern ist dies einer genetischen Spezifik geschuldet. Kein Wunder also, könnte man augenzwinkernd meinen, dass sie als die Diven unter den Samtpfoten gelten. Schildpatt-Kätzinnen sind oft besonders „willensstark“, was mitunter auch ein Euphemismus für „stur“ sein kann. Wer einem solch erlesenen Exemplar von Katze ein Zuhause gibt, muss sich auf hitzige Diskussionen über Futter, Schlafplätze und Streichelzeiten einstellen – und wird im Gegenzug mit unerschütterlicher Loyalität belohnt.
Getigerte Katzen – Bodenständige Abenteurer
Die gestreiften Samtpfoten, auch als „Tiger im Kleinformat“ bekannt, sind ihren altägyptischen Vorfahren am nächsten und haben nicht nur optisch, sondern auch charakterlich viel von dieser natürlichen Ursprünglichkeit bewahrt. Anpassungsfähig und bodenständig erkunden sie die Welt mit unerschöpflicher Neugier und Abenteuergeist. Dabei finden sie aber immer wieder den Weg nach Hause zu ihrem Menschen zurück – vorzugsweise mit erjagter Beute im Maul und Schlammresten im Fell. Getigerte Katzen sind verspielt, freundlich und oft sehr kommunikativ – die Variationsbreite und Melodizität ihrer Miaus ist legendär. Auch ihre Intelligenz ist nicht zu unterschätzen: Haben sie einmal beobachtet, wie man die Leckerlipackung öffnet, ist diese Information für immer in ihrem wachen Köpfchen gespeichert.
Ähnlich wie die Schildpatt-Katze neigt auch die Dreifärbige zu Prinzessinnenallüren.
Dreifärbige Katzen – Glücksboten mit Persönlichkeit
Dreifärbige Katzen, oft als „Glückskatzen“ verehrt, sind die Chamäleons ihrer Spezies. Ihre Farbmischung spiegelt eine Vielfalt an Eigenschaften wider – von liebevoll bis exzentrisch, von ruhig bis chaotisch. Wissenschaftler nennen es „Vielfalt im Genpool“, Katzenbesitzer „eine tägliche Überraschung“. Ähnlich wie die Schildpatt-Katze neigt auch die Dreifärbige mitunter zu Prinzessinnenallüren. Tatsächlich sind dreifärbige Katzen wie ihre Schildpatt-Schwestern zu fast 100 Prozent Weibchen. Mit ihren meist Bernstein farbigen, ausdrucksstarken Augen sind sie im Stande, mit einem einzigen intensiven Blick jedes Katzenliebhaberherz zu erweichen und bekommen so fast immer was sie wollen. Doch bringen sie ihren Besitzern tatsächlich auch Glück? Aber ja! Ist es doch schon höchstes Glück, die liebreizende Gesellschaft einer dreifärbigen Schönheit genießen zu dürfen.
Wissenschaft oder eine Frage der Perspektive
Bei all diesen spannenden Beobachtungen ist uns natürlich bewusst, dass die Fellfarbe allein nicht den Charakter unserer Katzen bestimmt – Gene, Sozialisation und individuelle Erfahrungen spielen eine ebenso große Rolle wie naturgegebene Charakteranlagen. Dennoch zeigen Studien, dass es bei bestimmten Fellfarben sehr wohl auffällige Tendenzen gibt, wie etwa jene, dass rote Katzen oft besonders aktiv und schwarze Katzen häufig besonders ruhig sind.
Ob schwarz oder weiß, gestreift, gefleckt oder gesprenkelt – eine Eigenschaft ist zweifellos allen Katzen eigen – die, sich selbst als Zentrum der Welt zu betrachten und das völlig unabhängig von ihrer Fellfarbe. Die eigentliche Faszination der Samtpfoten liegt für den Katzenfreund aber ohnehin darin, wie Katzen durch ihre liebenswerten Persönlichkeiten Farbe in unser Leben bringen – mit oder ohne Fell, denn es gibt schließlich auch Nacktkatzen. Am Ende ist es gar nicht so wichtig, welche Farbe unsere Katze hat – solange sie auf unserm Schoß liegt und schnurrt.